Ich denke es ist nicht nötig große Worte über das Rennen in Roth zu verlieren. Eine geringfügig verkürzte Ironmandistanz mit Kultcharakter. Der Solarer Berg, tausende von Fans und eine einzigartige Stimmung sorgen dafür dass Rennen Jahr für Jahr zum Publikumsliebling gewählt wird. Dieses Jahr waren vier Starter des TSSH am Start.
Peter und Gabi Joecken, Jonas Kiefer und Arno Kewerkopf gingen an den Start bei bestem Wetter und hervorragenden Bedingungen.
Anstatt nun mir einen Bericht aus den Fingern zu ziehen, lasse ich die Athleten lieber anschließend selbst ihre Rennen schildern.
Ein paar Anmerkungen vorweg: Peter hat natürlich direkt am nächsten Morgen Schlange gestanden, um sich für 2017, seine 24. Teilnahme anzumelden.
Gabi Joecken finishte in 13:51:07,Arno in 12:25. Peter wurde vierter in seiner AK mit einer Zeit von 10:54. Zudem waren die ehemaligen TSSH-Athleten Uwe Birk und Nico Oppermann, die jedoch beide beruflich aus dem Saarland weggingen und deshalb nun für andere Vereine starten. Uwe finishte in 12:43, Nico zeigte einen soliden Wettkampf und kam nach 10:54 ins Ziel.
Ein anderer ehemaliger hatte währenddessen keinerlei Konkurrenz und führte ein einsames Rennen gegen die Uhr. Weltrekord in 7:35h für Jan Frodeno.
Der vereinsinterne Rekord scheint auch pulverisiert worden zu sein:
Jonas finishte in 9:01 und wurde gesamt 40. Ohne die Vereinsarchive zu wälzen, liegt die Vermutung nahe, dass noch kein Tri-Sportler schneller auf der Langdistanz war. Sollte dem nicht so sein, bitte ich um Kommentare ;)
Vorweg der Bericht von Jonas (etwas länger, aber ich denke bei der Leistung hat er sich das auch verdient)
Ein fast perfekter Tag - Meine Aufführung bei der Challenge Roth.
Am Sonntag früh um 04:00 Uhr klingelte der Wecker und der Tag der
Wahrheit war da. Ein komisches Gefühl aus dem Bett aufzustehen. Viel zu
früh und viel zu müde für einen Triahlon über die Langdistanz.
Geschlafen hatte ich nämlich nicht. Zu groß war die Anspannung. Nach
einer kalten Dusche und einem kleinen Frühstück wurden die Beutel ein
letztes mal gecheckt, ehe es dann zum Schwimmstart an den Main-Donau
Kanal ging. Mein Bike wurde bereits am Vortag in einer Top Position
geparkt und so war die Suche nicht sonderlich schwer. Einmal den
Luftdruck checken, die Kette mit einem kleinem Ölfilm versehen, alles
bis ins Detail geplant. Um Zeit zu sparen, fragte ich einen WK-Richter,
ob ich meinen Helm in den Radbeutel packen dürfte - Kein Problem. Später
stellte sich heraus, das es vielleicht doch eins war.
Noch ein
letzter Gang zur Toilette ehe man sich den Neo überstreift und sich von
Angehörigen, Freunden etc. verabschiedet. Die Schritte in den
Startbereich lassen die Anspannung bis ins Unermessliche steigen. Ein
kleines Warm-Up und der Gang ins Wasser bringen den Körper in
Wettkampfstimmung.
Nach einem kurzem Einschwimmen sortierte ich
mich in die dritte Reihe der ersten Startgruppe. Vor mir konnte ich Nils
Frommhold an der Startnummer 1 erkennen. Dann ein lauter Knall und die
Challenge Roth, mein geplantes Meisterstück, ist gestartet.
Der erste Akt - Schwimmen:
Die ersten 1000m sind eine Mischung aus Kampfsport und Schwimmsport.
Nach einigen Kopf- und Körpertreffern wurde es aber zunehmend ruhiger.
Die erste Boje war geschafft und das Tempo war gefühlt ok. Auf dem
Rückweg hatte ich ausreichend Platz und konnte mich an ein paar Füße
hängen. Dort blieb ich auch bis zum zweiten Wendepunkt, dann zog ich
vorbei um mich ggf. etwas zu revanchieren. Am Ausstieg wurde ich von
einem Helfer gepackt und aufgerichtet. Die Zuschauer peitschen einen an.
Was ein Publikum, was für eine Bühne! Die 3,8km wurden laut Garminuhr
in etwa 55min absolviert, was 100% von dem ist, was ich erhofft habe.
Der zweite Akt - Wechselzone 1:
Im Eiltempo gings zum Wechselzelt, dabei entledigte ich mich schon
halbwegs von dem Neoprenanzug. Ein kurzer Griff zum Bikebeutel und ab
ins Zelt. Dort wurde man bereits von unzähligen Helfern erwartet. An den
Füßen wollte der Neo nicht so recht, was wohl am Chipband der
Zeitmessung lag. Nur wenige Sekunden, aber Überstunden zahlen sich hier
nicht aus. Schnell die Startnummer um die Hüfte und mit dem Helm in der
Hand gings Richtung Rad. Auf einmal ein Pfiff und eine
Wettkampfrichterin sprang mir in den Weg. Eine Verwarnung mit gelber
Karte und Notierung meiner Startnummer, weil mein Helm nicht am Rad war.
Ich wollte schon diskutieren, aber die Zeit arbeitet gegen mich. Nach
gefühlt 1min hatte die Dame meine Nummer in ihrem Block notiert. Dies
sollte allerdings keine weiteren Konsequenzen nach sich ziehen. Am Rad
kämpfte ich kurz mit dem Helmverschluss und dann ging es endlich auf die
180km lange Radtour.
Der dritte Akt - Radfahren:
Nach kurzem Beschleunigen und anziehen der Radschuhe ging es in die
geliebte Aeroposition. Direkt zum Start fiel mein Wattmesser aus.
Pulsgurt trage ich keinen, was bei einem solchen Rennen in etwa einer
Reise mit dem Auto ohne Tankanzeige gleicht. Schon nach kurzer Zeit
flogen ein paar männliche Athleten an mir vorbei, wobei ich zeitgleich
ein paar andere überholte. Nach ein paar Minuten war ich nun für mich
und fuhr erstmal auf Gefühl, versuchte mich zu verpflegen und meinen
Rhythmus zu finden. Die kleinen Orte mit ihren Stimmungsnestern waren
atemberaubend. An den Anstiegen musste man wirklich aufpassen, nicht
alles aus dem Tank zu verschiessen. Nach gut 80km ist es dann soweit -
der Solarer Berg. Ein Meer aus ca. 125.000 Zuschauern (gefühlt
1.000.000) bildet eine Gasse und pusht die Athleten mit ohrenbetäubenden
Lärm nach oben. Hier fand ich auch Anschluss an zwei weitere Athleten
die in etwa mein Tempo fuhren. So fuhr man dann in gebührenden Abstand
in die zweite Runde. Hier wurde es langsam voller auf der Radstrecke.
Durch die Staffelfahrer und später gestarteten Athleten wurde das Rennen
unruhiger. Viele Überholmanöver galt es zu absolvieren. Am zweiten
Anstieg nach Greding verlor ich den Kontakt zu diesen und hatte mein
erstes kleines Tief zu bewältigen. Zum Glück ging es mir nach der
Abfahrt besser und ich konnte wieder mit dem gewohnten Druck arbeiten.
Kurz vor dem zweiten Wechsel konnte ich sogar den Kontakt zu den anderen
wieder herstellen, wobei diese ebenfalls auf ein paar Athleten
aufgefahren sind.
Nach 180km in 4:53h (Schnitt 36,7kmh) übergab ich mein Rad an einen Helfer und jagte in die zweite Wechselzone.
Der vierte Akt - Wechselzone 2:
Nachdem ich bereits mein Rad in vertrauenswürdige Hände übergab wurde
mir ein Beutel mit meiner Startnummer gereicht. Im Zelt ging alles sehr
schnell. Socken an, Schuhe an, Helm aus, Mütze auf den Kopf, Gel und
Brille in die Hand und erstmal aufs Dixiklo. Das erst beste war noch mit
unzähligen Klopapierrollen gefüllt, sodass ich nicht wirklich drin
stehen konnte. Irgendwie gelang es mir trotzdem, meine Notdurft zu
verrichten. Ab nun, wusste ich, beginnt das Rennen und ich nahm noch
einen tiefen letzten ruhigen Atemzug.
Der fünfte Akt - Laufen:
Auf der Laufstrecke bremste ich mich zunächst um nicht gleich zu beginn
des Marathons an Krämpfen zu leiden. An der Lände nach 5km sah ich
viele bekannte Gesichter und fühlte mich großartig. Mein Vater rief mir
noch zu, das ich voll im Zeitplan bin. So lief es auch ziemlich lange.
Mit einem Kanadier an meiner Seite ging es nach Schwanstetten, dem
ersten Ort bei KM 12. Hier musste dieser abreißen lassen und ich merkte
langsam die Belastung. Nur kurze Zeit später wusste ich, das ich nochmal
zur Toilette muss, um mich von unnötigem Ballast in der Magengegend zu
verabschieden. Ein kurzer Boxenstop und die Maske für das Finale war
aufgetragen. Meine Gedanken drifteten langsam ab, die Umgebung wurde nur
noch halbwegs wahrgenommen. Nach dem Halbmarathon rief mein Vater mir
zu, dass ich noch ein bisschen zulegen muss. Wie ein Boxer in der
zehnten Runde kämpfte ich mich also auf zweite Hälfte des Marathons. Von
Krämpfen in den Oberschenkeln geplagt biss ich auf die Zähne und
versuchte mich an die vielen harten Einheiten des vergangenen Jahres zu
erinnern. Um Nahrung aufzunehmen war die Strategie ab nun, so schnell
laufen, wie es geht und an den Verpflegungsstellen - Gehen und
Versorgen. Die Laufabschnitte waren hierdurch zwar schneller als vorher,
aber die Gehpausen halfen die Krämpfe zu kontrollieren und den
Blutzuckerspiegel zu stabilisieren. Nach Eckersmühlen geht es "nur" noch
12km zurück nach Roth. Das bedeutet weniger als eine Stunde Leiden. Das
sollte doch machbar sein. Die Zuschauer riefen und klatschten;
verstehen, was sie mir mitteilen wollen, ging schon lange nicht mehr.
Ein letztes Mal an der Lände vorbei und dann gehts Richtung Roth und
Zielbereich. Es fiel mir schwer den entgegenkommenden Läufern
auszuweichen. Ich war völlig fertig und taumelte. Viel konnte ich nicht
mehr einstecken. Auf den letzten 2 Kilometern noch ein kleiner Anstieg,
ein paar Bonuskrämpfe und dann Richtung Zielkanal.
Der sechste Akt - Der Höhepunkt:
Auf dem Teppich konnte ich den Torbogen erkennen - 8:59h - ist es
möglich... Leider nein, nicht für mich, nicht heute. Wie ein Schlag ins
Gesicht sprang die Uhr auf 9:00h um. Sämtlicher Schmerz, sämtliche
Freude, all die Arbeit und knapp gescheitert. Auf dem Teppich joggte ich
nun gemütlich Richtung Ziel, nahm einen Blumenstrauß entgegen,
verneigte mich vor dem Ziel vor einem tollem Publikum und ging ins Ziel.
Der Marathon war mit einer Zeit von 3:07h zufriedenstellend, die Endzeit zeigte 9:01:18h.
Die ein oder andere Träne konnte ich mir im Ziel nicht verkneifen.
Vielen Dank für alle Glückwünsche und aufbauenden Worte. Auch wenn es
für den ein oder anderen unverständlich ist, mit einer solchen Leistung
nicht 100% zufrieden zu sein. Wer mich kennt, weiß, wie groß mein
Ehrgeiz ist. Ein paar kleine Fehler haben mich den Traum gekostet. Nun
weiß ich allerdings, das ich es eines Tages schaffen kann, eine
Langdistanz unter 9h zu absolvieren. So ehrlich und hart ist nur der
Sport. Nun heißt es ein paar Tage die Füße hochlegen und dann gehts mit
Volldampf Richtung Australien zur Ironman 70.3 WM.
Das Kapitel Langdistanz ist noch nicht beendet, Train On!
Hier der Bericht von Peter:
Wie immer kurzer Rennbericht aus Roth. Platz 4 (silberne Zitrone :-)) in
meiner AK, aber voll in meinem Plan das Rennen absolviert. Ich hatte
bereits auf Lanzarote mein Rennen bis zum Laufen nach Pulsvorgaben
eingeteilt und daher in Roth beim Radfahren schon den Puls nicht über
120 gehen lassen. Am Ende stand eine 5:29, was für meine Verhältnisse
eine Durchschnittszeit ist und gemessen an meinem Vermögen sicherlich 15
Minuten zu "langsam", aber ich habe es dann beim Laufen wieder
zurück bekommen. Der erste Kilometer tat noch weh beim Laufen, aber ich
merkte bereits hier, dass sich mein Lauftraining gelohnt hat. Die
Durchlaufzeit beim Halbmarathon war dann noch um die 2:10 und ich nahm
mir vor, nun alle Pulsvorgaben über Bord zu werfen und der zweite
Halbmarathon lief dann mit 1:50 wie geschmiert und das Laufen hat mir
richtig Spaß gemacht. Am Ende stand die 4:00 und mit der Schwimmzeit von
1:15 addiert, wurde es eine für mich sehr schöne 10:54. 7 Wochen nach
Lanzarote hatte ich diese Zeit eigentlich gewünscht, aber nicht
unbedingt erwartet. Aber das nehme ich gerne und nun lassen wir die
Saison noch etwas ausklingen... Fazit: In meinem Alter und mit der
Erfahrung vieler Rennen lohnt sich die Einteilung nach dem eigenen
Vermögen. Es nutzt wenig, sich auf dem Rad schon zu verballern und beim
Laufen dann nichts mehr zugeben zu können. Ich danke allen meinen
Supportern, die mir Mut gemacht haben auf der Laufstrecke. Ihr wart
fantastisch!!!! DANKE, DANKE, DANKE
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